Selbstverständnis

Je besser wir uns selber bzw. unser Geschlecht verstehen, desto besser können wir unser Erleben anderen erklären, unser Geschlecht ausdrücken z.B. durch Styling oder Schritte einer Transition (mehr zu Transition) planen.

Non-binäres Geschlecht ist sehr vielschichtig. Vielleicht reicht es jemandem einfach zu sagen «ich bin bloss ‹Mensch› und Geschlecht brauche ich nicht dazu». Dann ist das wunderbar. Aber anderen wird das nicht genügen. Sie werden genauer wissen wollen was ihr Geschlecht ausmacht. Also, ob eher generell oder mehr spezifisch, je besser wir wissen «was wir sind und was nicht» desto eher können wir entsprechend entspannt durchs Leben gehen und werden diese Entspanntheit in vielen Fällen auch auf die Leute übertragen, die mit uns zu tun haben – auch wenn diese sich nicht als non-binär verstehen.

Dazu ist aber unumgänglich, dass wir uns nicht an den Regeln der anderen orientieren sondern uns auf unser eigenes Gefühl verlassen können.

Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. —Jiddu Krishnamurti

Hier einige erste Anregungen dazu (mehr ist in geplant):

Was ist mir wichtig?

Da es nicht «die eine Art» gibt wie non-binäres Geschlecht gelebt werden kann, ist es unumgänglich sich zu fragen: «Was ist mir wichtig?»

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum es einem mit dieser strikten Zweiteilung (mindestens in gewissen Bereichen des Lebens) nicht wohl ist. Mindestens diese drei Aspekte können unterschieden werden:

  • Ich «weiss» (Intuition), dass ich ein «anderes Geschlecht bin» als mir zugewiesen wurde.
  • Ich wünsche mir, dass andere anders mit mir umgehen (in Bezug auf meine Geschlechtlichkeit).
  • Ich würde mir wünschen, mein Körper wäre anders als er ist.

Bei non-binären Menschen können nur einzelne Punkte oder auch alle drei zutreffen. Sehr wahrscheinlich wird sich der Fokus auf die Punkte über die Zeit auch mehrmals verändern. Das ist bei vielen so.

Geschlechtsidentität

Brauche ich eine non-binäre Geschlechtsidentität? Oder reicht es, wenn ich eine Bezeichnung für mich habe, ohne mich zu sehr damit zu identifizieren? Oder ist es mehr eine Arbeitshypothese? Oder möchte ich mich nicht mit Begriffen einengen sondern einfach Mensch sein? Die Antworten auf diese Fragen sind sehr individuell.

Auf jeden Fall kann es klärend sein, sich einmal zu fragen, welche Ausprägung einem am nächsten ist. Fühle ich mich eher «ohne Geschlecht», möchte ich möglichst «viele Geschlechter» leben können oder weiss ich aus Erfahrung, dass mein Empfinden wechselt (fliesst)? Dabei geht es nicht primär darum eine abschliessende Antwort zu finden, sondern besser herauszufinden was in einem drin vorgeht. Ob ich diese Ausprägung auch als Selbstbezeichnug verwende oder mich allgemein als non-binär oder genderqueer bezeichne, ist sehr individuell (siehe auch Labels).

Für das Erforschen der eigenen Geschlechtsidentität können diese Bücher hilfreich sein:

  • How to Understand Your Gender (Alex Iantaffi & Meg-John Barker)
  • You and Your Gender Identity (Dara Hoffman-Fox)
  • My New Gender Workbook (Kate Bornstein)

… mehr Informationen siehe Bücher


Text von: Evianne Hübscher
Erste Veröffentlichung: 17.8.2016 | Letztes Update: 22.5.2022