Kommunikation rund um non-binäre Menschen

Für die Kommunikation mit bzw. über non-binäre Menschen gibt es einige Punkte zu beachten: genderreflektierte Sprache, Pronomen, Formulare etc.

Nebst den Aspekten zum Umgang generell sind hier ein paar Vorschläge für die Kommunikation zusammengestellt. Medienschaffende sollen doch bitte zusätzlich auch den Medienguide beachten. Generelle und eher theoretische Informationen zum Thema «Sprache»: Sprache und non-binäres Geschlecht.

Anmerkung: Diese Informationen sind gedacht für alle, die non-binäre Menschen in ihrer Kommunikation miteinschliessen wollen – sie sollen dabei unterstützt werden. Es geht hier nicht darum, jemandem etwas vorschreiben zu wollen.

Generelle Lösungen

Generelle sprachliche Lösungen für die Inklusion non-binärer Menschen sind nebst geschlechtsneutralen Begriffen (z.B. Studierende) auch die Schreibweisen mit Genderstern (Student*innen) etc.

Geschlechtsneutrale Begriffe

Verwenden Sie möglichst geschlechtsneutrale Begriffe, wenn Sie über non-binäre Menschen sprechen:

Nicht: Sohn/Tochter, Bruder/Schwester, Vater/Mutter, Mitarbeiter/innen
Sondern: Kind, Geschwister, Elternteil/Elter, Team

Oder verwenden Sie Begriffe wie: Studierende, Mitarbeitende, Teilnehmende etc.

Genderstern & Co.

Mit Genderstern & Co. (Leser*innen, Leser_innen etc.) können in Texten non-binäre Geschlechter explizit sichtbar gemacht werden. Die typografischen Zeichen stehen dabei in Stellvertretung für die vielen möglichen Geschlechter (siehe auch Labels). Für die Umsetzung gibt es verschiedene Formen und die häufigsten sind:

  • Genderstern: Leser*innen (mit Stern, auch genannt Asterisk)
  • Gendergap: Leser_innen (mit Unterstrich)
  • Genderdoppelpunkt: Leser:innen

Die verschiedenen Schreibweisen sind gleichwertige Variationen, folgen in der Anwendung der gleichen Logik und haben alle ihre Vor- und Nachteile. Die breiteste Akzeptanz hat im Moment der Genderstern (auch aus Sicht Barrierefreiheit).

Für eine gute Lesbarkeit sollte pro Text nur eine Art von Zeichen verwendet und möglichst auch mit anderen sprachlichen Formen (z.B. Studierende) kombiniert werden. Wenn möglich sollten Wörter mit Genderstern & Co. in der Mehrzahl verwendet werden, weil dadurch Artikel und Adjektive keine Genderstene enthalten müssen.

In der mündlichen Kommunikation können Genderstern & Co. durch eine kurze Pause (den sog. Glottisschlag) ausgedrückt werden. Im Deutschen ist das üblich auch bei Wörtern wie z.B. «Spiegel-ei». Aus «Lehrer*innen» wird mündlich:
Lehrer [Pause] innen

Die binären Formen des Genderns wie «Lehrer/innen», «LehrerInnen» oder «Lehrerinnen und Lehrer» schliessen non-binäre Personen aus. Diese Formen des Genderns sind für viele non-binären Menschen gefühlt unangenehmer als das generische Maskulinum, weil der Ausschluss noch expliziter klar wird.

Mehr zu Genderstern & Co. >

Pronomen

Im Deutschen existieren noch keine etablierten Pronomen der dritten Person für non-binäre Menschen. Einige non-binäre Personen bitten deshalb ihre Mitmenschen darum, keine Pronomen für sie zu verwenden. Andere benutzen sogenannte «Neopronomen» wie «xier» oder «dey». Wieder andere benutzen für sich die etablierten «sie» oder «er» sowie auch «es». Gewissen non-binären Personen ist es aber auch total egal, welche Pronomen andere für sie verwenden.

Einige wichtige Punkte im Zusammenhang mit Pronomen:

  • Wir können anderen ihre Pronomen nicht ansehen. Deshalb müssen wir danach fragen.
  • Gewisse non-binäre Personen verwenden die Pronomen «sie» oder «er». Sie sind deswegen nicht weniger non-binär.
  • Verwendet eine Person keine Pronomen, können wir den Namen benutzen.
  • Wenn wir von einer Person weder die Pronomen noch den Namen kennen, können wir die Person auch einfach beschreiben.
  • Neopronomen sind Wortneuschöpfungen, um sich auf non-binäre Personen beziehen zu können. Beispiele für Neopronomen sind: dey, hen, nin, xier.
  • Wir sollten uns darauf gefasst machen, dass Menschen ihre Pronomen ändern können.

Mehr zur Anwendung von Pronomen >

Häufige Anwendungen

Für häufige Anwendungen gibt es einige Vorschläge:

Begrüssungen, Ansprachen etc.

Bei Begrüssungsformeln in Briefen oder Mails gibt es diese Möglichkeiten:

Formal für Frau*: Sehr geehrte Frau Muster
Formal für non-binär:
– Guten Tag Sascha Muster
– Sehr geehrte*r Sascha Muster
(Variante: Sehr geehrt* Sascha Muster)

Du-Form Mann*: Lieber Sascha
Du-Form non-binär:
– Hallo Sascha
– Liebe*r Sascha
(Variante: Lieb* Sascha)

Die Adresse für non-binäre Menschen (Anrede hier einfach weglassen):

Sascha Muster
Beispielsstrasse 11
2211 Beispielhausen

Im Englischen gibt es die neutrale Anrede Mx (Wikipedia) anstelle von «Mr», «Ms», etc.

Bei mündlichen Ansprachen kann einfach gesagt werden «liebes Publikum» oder «sehr verehrte Anwesende» statt «meine Damen und Herren».

In Formularen

Falls Sie in Formularen das «Geschlecht» abfragen wollen, sollten Sie sich zuerst diese Fragen stellen:

  1. Ist es wirklich nötig, die Frage nach dem «Geschlecht» zu stellen?
  2. Was müssen Sie wissen – Geschlecht oder Anrede?
  3. Wozu wird die Information benötigt?
  4. Kann ich die Frage weglassen oder optional machen?

In den meisten Geschäftsbeziehungen ist lediglich die Anrede von Interesse, die anderen «Dimensionen von Geschlecht» spielen überhaupt keine Rolle. Hier können wir einfach die Option «neutrale Anrede» hinzufügen. Für andere Dimensionen von Geschlecht kann es etwas komplizierter werden.

Mehr zum Thema Formulare >
Zu User Experience Design generell >

Merkblatt für inklusive Kommunikation

Ein «Spickzettel» stellt die wichtigsten Tipps zusammen:
Merkblatt für inklusive Kommunikation

Vertiefungen zum Thema Kommunikation

Weitere Quellen zu Kommunikation


Text von: Evianne Hübscher
Erste Veröffentlichung: 18.11.2016 | Letztes Update: 14.4.2024MerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerken